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Landrat Uwe Fietzek, Referent Babat Rafati, Dr. Annegret Hölscher freuen sich über die große Resonanz zur 8. Gesundheitskonferenz
Landrat Uwe Fietzek, Referent Babat Rafati, Dr. Annegret Hölscher freuen sich über die große Resonanz zur 8. Gesundheitskonferenz

06. Juni 2024

8. Gesundheitskonferenz lockt hunderte Besucherinnen und Besucher an

Rund 400 Besucherinnen und Besucher sind erschienen, um am Mittwoch, 5. Juni 2024, die 8. Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Grafschaft Bentheim zu erleben. Im Fokus stand das Thema „Seelische Gesundheit“, das seit jeher und häufig noch immer mit Tabuisierung und Stigmatisierung einhergeht. Mit dem früheren Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati, der Buchautorin Eva Jahnen und verschiedenen Expertinnen und Experten aus der Region bot die Veranstaltung ein vielfältiges Programm, welches das Thema des Tages aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete.

Gänzlich still ist es im Manz-Saal des NINO-Hochbaus, als Babak Rafati von seinem Selbstmordversuch am 19. November 2011 – unmittelbar vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 – berichtet. Er lässt das Publikum daran teilhaben, wie er seinerzeit im Strudel aus Leistungsdruck, unfairen Vorgesetzten, gnadenloser Öffentlichkeit, der Verwirklichung vermeintlich männlicher Ideale und dem Ignorieren körperlicher Warnzeichen nach unten gezogen wird – und es schließlich schafft, seine Depression zu besiegen und aus dem Tief wieder herauszukommen. Sein „doppelter Sechser im Lotto“: die Unterstützung durch seine Frau und eine umfassende Psychotherapie. „Ich möchte mit meiner Story motivieren“, sagt der 54-Jährige, der seine Erlebnisse in dem 2013 erschienenen Buch „Ich pfeife auf den Tod! Wie mich der Fußball fast das Leben kostete“ verschriftlicht hat.

Rafati beschreibt die Depression wie eine Fernbedienung: „Die Krankheit bestimmt, ob du nach links oder nach rechts gehst.“ Rückblickend auf die verschiedenen Faktoren, die zu seinem Absturz führten, meint Rafati heute aber: „Das größte Problem war ich selbst.“ Ausschlaggebend sollte demnach nicht sein, was Menschen von außen widerfährt, sondern wie sie damit umgehen. Dies habe unter anderem mit Selbstbestimmung, innerer Widerstandskraft („Resilienz“), klarer Kommunikation und dem bewussten Loslassen zu tun. „Jemandem die Schuld zu geben, heißt auch, ihm Macht zu geben“, sagt Rafati und schließt den Vortrag mit seiner Kernbotschaft: „Es liegt nur am eigenen Drehbuch, nicht an anderen.“

Sehr persönliche Einblicke in den Alltag mit der Diagnose Depression gewährt auch Eva Jahnen, die im Jahr 2021 ihr Buch „Die Gedanken sind Blei: Wie meine Depression die Dinge sieht“ veröffentlicht hat. Die 33-jährige Kommunikationsdesignerin aus Wiesbaden leidet bereits seit 20 Jahren – also seit frühester Jugend – an einer sogenannten rezidivierenden Depression, die durch immer wiederkehrende depressive Episoden gekennzeichnet ist. Lange habe sie gebraucht, um dieses komplexe Krankheitsbild überhaupt zu verstehen und zu erkennen, dass sie nicht einfach faul ist oder einen merkwürdigen Charakter hat.

Ihr Buch, das sie nicht nur geschrieben, sondern auch selbst illustriert hat, besteht aus mehreren kompakten Texten. Sie eignen sich auch für Menschen, die sich gerade in einer akuten Phase der Depression befinden und womöglich keine große Aufmerksamkeitspanne und Konzentrationsfähigkeit besitzen. Mitunter erläutert Eva Jahnen in ihrem Text „Die Sonne lacht (mich aus)“ auf anschauliche Weise, wie sie im Sommer bei 30 Grad in ihrer Hängematte liegt, eigentlich ein tolles soziales Umfeld besitzt – und dennoch unaufhörlich weinen muss. Weiterhin berichtet sie, wie sie gelernt hat, mit ihrer Krankheit zu leben, ihren Freundeskreis und ihre Verwandten zu sensibilisieren, ehrlich zu sich selbst und zu anderen zu sein, und sich keine Ausreden mehr einfallen lassen zu müssen, wenn sie es gerade nicht schafft, auf eine Party zu gehen. Auch Eva Jahnen „wirbt“ für die Psychotherapie – wenngleich sie auf die Schwierigkeit verweist, einen Therapieplatz zu bekommen. Die Besucherinnen und Besucher im NINO-Hochbau zeigen sich tief beeindruckt.

Mit einer Talkrunde offenbarte die Gesundheitskonferenz die Vielfalt an Hilfsangeboten in der Region – mit dabei: Dr. Ansgar Siegmund (Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Euregio-Klinik), Dr. Christoph Hutter (Leiter des Referats Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung (EFLE) im Bistum Osnabrück), Hanno Büscher (Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Verbunds des Landkreises Grafschaft Bentheim), Dr. Katrin Lensker (Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Landkreises), Frieda Popp (Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises), Simon de Vries (Pastor der evangelisch-lutherischen Kirche in Nordhorn), Anja Jankowsky (Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Grafschaft Bentheim) sowie Dr. Annegret Hölscher (Leiterin der Gesundheitsregion Grafschaft Bentheim und der Selbsthilfekontaktstelle des Landkreises). Im Foyer präsentierten sich Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen mit einem „Markt der Möglichkeiten“. Als Moderatorin durch den Tag führte Dr. Maren Preuß von der Landesvereinigung für Gesundheit, Akademie für Sozialmedizin, in Hannover. Ylvie Lensker bereicherte die Veranstaltung mit musikalischen Beiträgen am Klavier.

Zuvor hatten Landrat Uwe Fietzek und Dr. Annegret Hölscher die Gesundheitskonferenz eröffnet und die Anwesenden und Mitwirkenden willkommen geheißen. Sie verwiesen dabei auch auf eine Vielzahl weiterer Termine im laufenden Jahr – etwa die Tagesveranstaltung „Niedersachsenforum Alter und Zukunft“ am 29. Oktober 2024 zum Thema Einsamkeit. Weitere Informationen sind dem aktuellen „Rundum“-Magazin zu entnehmen. Es ist kostenfrei im Gesundheitsamt in Nordhorn zu bekommen und steht zum Download auf der Internetseite des Landkreises Grafschaft Bentheim zur Verfügung (s.u.). 

Der Landkreis Grafschaft Bentheim ist seit 2015 anerkannte Gesundheitsregion in Niedersachsen. Ziel der Gesundheitsregionen ist es, Akteure aus dem Gesundheitsbereich auf lokaler Ebene stärker zu vernetzen, um gemeinsam bedarfsgerechte Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Weitere Informationen auf www.gesundheitsregion.grafschaft-bentheim.de.

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