Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
Vorlesen

Google Translate

Mit Google Translate kann diese Webseite in andere Sprachen übersetzt werden. Wenn Sie eine Sprache auswählen, rufen Sie Inhalte auf Google-Servern ab. Der Webseitenbetreiber hat keinen Einfluss auf die Verarbeitung Ihrer Daten durch Google. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Daten an Google übermittelt werden, schließen Sie dieses Fenster mit einem Klick auf "X".

Um die Sprachwahl nutzen zu können, müssen Sie zunächst das Laden von externen Komponenten erlauben.

Datenschutzhinweis

Unsere Webseite nutzt externe Komponenten (Youtube-Videos, Google Maps, OpenStreetMaps, Matomo). Diese helfen uns unser Angebot stetig zu verbessern und Ihnen einen komfortablen Besuch zu ermöglichen. Durch das Laden externer Komponenten, können Daten über Ihr Verhalten von Dritten gesammelt werden, weshalb wir Ihre Zustimmung benötigen. Ohne Ihre Erlaubnis, kann es zu Einschränkungen bei Inhalt und Bedienung kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Im Kreishaus wurde kürzlich die neuaufgelegte Antibiotika-Fibel vorgestellt.
Im Kreishaus wurde kürzlich die neuaufgelegte Antibiotika-Fibel vorgestellt.

25. Oktober 2024

Antibiotika-Fibel für niedergelassene Ärzte neu aufgelegt

Kleine Erreger, große Sorgen: Weltweit treten immer wieder Bakterien auf, die resistent gegen Antibiotika sind. Infektionen mit diesen gefürchteten Keimen lassen sich schwer behandeln – langwierige, mitunter tödliche Krankheitsverläufe sind die Folge. Wie viele dieser gefährlichen Erreger kursieren, ist jedoch von Region zu Region verschieden. In der Grafschaft Bentheim ist die Situation im Vergleich zum Bundesdurchschnitt weniger bedenklich. Bakterien, die unempfindlich auf Antibiotika reagieren, kommen nur selten vor: „Wir haben hier eine fast ähnlich hervorragende Resistenzlage wie in den Niederlanden“, berichtet Dr. Ron Hendrix, Krankenhaushygieniker und Mikrobiologe der Euregio-Klinik in Nordhorn.

Einen Grund hierfür sieht der Mikrobiologe im zurückhaltenden Umgang der hiesigen Mediziner*innen mit Antibiotika. Denn: Werden die Medikamente sparsam und zielgerichtet eingesetzt, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Bakterien gegenüber den Substanzen widerstandsfähig werden. Um den niedergelassenen Ärzt*innen in der Grafschaft Unterstützung bei der Wahl der richtigen Antibiotika-Therapie zu bieten, hat Dr. Ron Hendrix zusammen mit seiner Kollegin Sabine Heitmeier-Albers sowie den beteiligten Ärzt*innen Dr. Uwe Beiderwellen, Jörg Bergfeld, Jacqueline Adrian-Kabul, Jon Mulder, Alexa Tabel und Dr. Christine Kües eine auf lokale Verhältnisse zugeschnittene Fibel für ambulante Arztpraxen entwickelt. Erstmalig in 2020 vom Gesundheitsamt des Landkreises herausgegeben, ist diese Handreichung nun unter Beteiligung von Dr. Athanasios Tsianakas von der Fachklinik Bad Bentheim aktualisiert, ergänzt und neu aufgelegt worden.

Das Heft hält konkrete und praktikable Empfehlungen für die Wahl des richtigen Antibiotikums, die Dosis, Therapiedauer und Darreichungsform bereit und berücksichtigt dabei die Verbreitung von Erregern und die Verfügbarkeit von Antibiotika in der Grafschaft Bentheim. „In Berlin würde unsere Fibel nicht funktionieren“, erklärt Dr. Christine Kües, Leiterin des Kreisgesundheitsamts. „Aufgrund der guten Resistenzlage können die Ärztinnen und Ärzte in unserer Region oftmals noch auf alte Wirkstoffe wie Penicillin statt auf moderne, oftmals sehr teure Varianten zurückgreifen“, erläutert Dr. Ron Hendrix. Das sei auch das langfristige Ziel: „Wir möchten, dass auch die nachfolgenden Generationen noch mit einfachen Antibiotika behandelt werden können.“

Sehr gute Vernetzung in der Grafschaft

Von den niedergelassenen Ärzt*innen werde die Fibel sehr gut angenommen, berichtet der Mikrobiologe – wohl auch, weil Vertreter*innen der Praxen in die Entwicklung des Leitfadens eingebunden waren und konkrete Hinweise zur Umsetzbarkeit der Empfehlungen geben konnten. „Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten sehr gerne mit der Fibel“, berichtet Dr. Sigrid Leferink, Fachärztin für Innere Medizin und Vorsitzende des Grafschafter Ärztenetzes. „Manche kennen sie aus der Klinik, wo es die Fibel schon länger gibt, und fragen ganz gezielt danach.“ Zudem habe sich der Nutzen des Heftchens, das an 180 Praxen verschickt wurde, in der Grafschafter Ärzteschaft herumgesprochen. „Wir haben untereinander eine sehr gute Vernetzung, wie es sie sonst selten gibt“, berichtet Jörg Bergfeld, Facharzt für Allgemeinmedizin.

Während früher oft das Motto „Viel hilft viel“ gegolten habe, werde die Antibiotika-Gabe heute sehr sorgsam abgewogen, hat Dr. Ron Hendrix festgestellt. „Dafür sind wir in der Klinik sehr dankbar“, so der Krankenhaushygieniker und Mikrobiologe. Auf diese Weise sei eine hohe Durchlässigkeit und Effizienz in der Antibiotikatherapie auch sektorenübergreifend gegeben.

Umdenken auch bei Patient*innen

Auch bei den Patient*innen habe ein Umdenken stattgefunden. „In vielen Köpfen war früher noch der Glaube verankert, dass man nur zu krank zum Arbeiten ist und zu Hause bleiben kann, wenn man ein Antibiotikum verordnet bekommen hat“, berichtet Dr. Sigrid Leferink. Das habe sich gewandelt. „Vielen war auch nicht klar, dass eine Virusinfektion selbstlimitierend ist und ein Antibiotikum dabei nicht hilft“, ergänzt Jacqueline Adrian-Kabul, Fachärztin für Allgemeinmedizin. Dank einer besseren Aufklärung wüssten die Menschen inzwischen auch mehr über mögliche Nebenwirkungen, erklärt Alexa Tabel, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. „Die Eltern meiner Patientinnen und Patienten sind heute viel zurückhaltender, wenn es um die Verordnung eines Antibiotikums geht.“

Der Effekt der vier Jahre alten Fibel lässt sich aber auch in Zahlen messen, wie Sabine Heitmeier-Albers, leitende Hygienefachkraft der Euregio-Klinik Nordhorn, am Beispiel des Erregers MRSA erläutert. „Die Fälle sind in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Heute screenen wir die Patienten nur noch risikobezogen.“
„Unser Hauptziel ist es, dass wir die Resistenz-Lage so beibehalten können“, fasst Dr. Ron Hendrix zusammen. Dafür müsse man den Einsatz von Antibiotika sehr genau im Blick behalten – nicht nur im Bereich der Humanmedizin, sondern auch in der Landwirtschaft. „Sonst kommt es wie ein Bumerang zu uns zurück.“ Die gute Resistenz-Lage in der Grafschaft bedeute keine Entwarnung, sind sich die an der Fibel Beteiligten einig – sowohl die Bevölkerung als auch die Ärzt*innen müssten weiterhin sorgsam und verantwortungsvoll mit Antibiotika umgehen.

Diese Meldung teilen