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13. März 2025
„Das ist ein Wissensschatz ohnegleichen“, steht Kreisarchivar Christian Lonnemann mit leuchtenden Augen vor einer von 14 Paletten, auf denen der historische Zeitungsbestand der Grafschafter Nachrichten in eine unscheinbare Lagerhalle transportiert wird. Dieser Wissensschatz besteht aus mehr als 40.000 Originalausgaben verschiedener Grafschafter Lokalzeitungen und reicht bis in das Jahr 1874 zurück. Gesammelt in 870 großformatigen Bänden ziehen die Zeitungen nun um – vom Keller des Zeitungsverlages der Grafschafter Nachrichten ins Kreis- und Kommunalarchiv des Landkreises Grafschaft Bentheim in Nordhorn. „Die teils 150 Jahre alten Zeitungen sollen sicher gelagert werden, damit sie für die Nachwelt erhalten bleiben. Unser Keller ist dafür nicht optimal geeignet, aber das Kreis- und Kommunalarchiv bietet perfekte Bedingungen. Die Übergabe war für uns daher die einzig sinnvolle Entscheidung“, schildert Maik Hofsink, Betriebsleiter der Grafschafter Nachrichten den Hintergrund dieses besonderen Umzuges. Sein Team hat in den vergangenen Wochen die einzelnen Bände akribisch archiviert, mit Inventarnummern versehen und den historischen Zeitungsbestand, der immerhin rund drei Tonnen wiegt, für den Transport vorbereitet.
Neben den Grafschafter Nachrichten, die in ihrer heutigen Form erst seit 1949 bestehen, umfasst der historische Zeitungsbestand auch Ausgaben von deren Vorgängern – den Nordhorner Nachrichten und der Bentheimer Zeitung. „Darunter sind wahre Raritäten, die nirgendwo anders mehr auffindbar sind. Überhaupt ist dieser Bestand in seiner Geschlossenheit mit 150 Jahren Zeitungsdokumentation etwas Besonderes. Das findet man auch in manchen Landesarchiven so nicht“, freut sich Kreisarchivar Lonnemann. Beim Auspacken der einzelnen Bände blättert er direkt durch eine 100 Jahre alte Zeitung. „Als Kreis- und Kommunalarchiv sind wir in erster Linie für Amtsakten zuständig. Aber nicht alles, was im Leben passiert, hat in Amtsakten seinen Niederschlag gefunden, dafür aber in den Zeitungen. Daher sind Zeitungen eine wichtige Quelle fürs Archiv. Früher war es verpönt, in Zeitungen zu suchen, heute hat man erkannt, wie viel darinsteht“, macht Lonnemann deutlich.
Bevor die Zeitungsbände der vergangenen 150 Jahre in die Regale des Kreis- und Kommunalarchivs einsortiert werden können, liegt vor dem Kreisarchivar und seinem Team allerdings noch viel Arbeit. In einem ersten Schritt steht zunächst eine frostige Zwischenlagerung der Zeitungen bei minus 20 Grad Celsius in Kühltruhen an. „Ein großes Problem für uns sind Schädlinge wie Papierfischchen, die sich in den Zeitungen einlagern. Sind diese Tierchen einmal dar, ist es sehr schwierig, sie wieder loszuwerden. Einfrieren ist hier eine gängige Methode“, erklärt Lonnemann. Luftdichtverpackt in grauen Müllsäcken und so gut geschützt vor möglicher Feuchtigkeit werden die Bände zunächst für 48 Stunden in zwei große Kühltruhen verfrachtet. Bei 870 Bänden wird dieses Prozedere einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Morgens und abends kontrollieren die Mitarbeitenden des Kreisarchivs in den Kühltruhen, ob alles in Ordnung ist. „Die Zeitungen an sich sind in einem guten Zustand. Auch die ältesten Ausgaben sind nicht besonders brüchig oder schimmelig. Umso wichtiger ist uns, dass das auch so bleibt. Die Übergabe des Bestandes ist schließlich ein großer Vertrauensbeweis der Verlegerfamilien der Grafschafter Nachrichten in uns“, sagt Lonnemann.
Nach 48 Stunden in eisiger Kälte werden die Bände nach und nach ins Magazin des Kreis- und Kommunalarchivs gebracht. Dort werden sie nochmals geprüft, registriert und in eine Archivdatenbank aufgenommen. Lonnemann rechnet damit, dass diese Arbeiten im Laufe des Sommers abgeschlossen sein werden. Die Original-Exemplare stehen dann für die Nutzerinnen und Nutzer des Archivs bereit, die schon sehnsüchtig darauf warten, in den jahrzehntealten Ausgaben zu blättern. „Für uns als Archiv hat dieser Bestand auch einen intrinsischen Wert, der über die reinen Informationen hinausgeht. Hier halten wir in Händen, wie Zeitungen früher gedruckt worden sind und wie sich die Herstellung im Laufe der Jahrzehnte verändert hat“, macht Kreisarchivar Lonnemann deutlich, bevor er sich die nächsten Zeitungsbände schnappt, um sie einzufrieren.