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vlnr.: Dr. Benjamin van der Linde (Projektleiter Fachstelle Regionalgeschichte), Uwe Fietzek (Landrat Grafschaft Bentheim und Vizepräsident Emsländische Landschaft e.V.), Marc-André Burgdorf (Landrat Landkreis Emsland, Präsident Emsländische Landschaft e.V.), Veronika Olbrich (Geschäftsführerin Emsländische Landschaft)
vlnr.: Dr. Benjamin van der Linde (Projektleiter Fachstelle Regionalgeschichte), Uwe Fietzek (Landrat Grafschaft Bentheim und Vizepräsident Emsländische Landschaft e.V.), Marc-André Burgdorf (Landrat Landkreis Emsland, Präsident Emsländische Landschaft e.V.), Veronika Olbrich (Geschäftsführerin Emsländische Landschaft)

22. April 2025

Emslandplan-Jubiläum: Eines der größten bundesdeutschen Infrastrukturprojekte feiert 75. Geburtstag

Der Vergleich mit den heutigen „Sondervermögen“ liegt auf der Hand: Der Staat sieht ein existenzielles Problem, nimmt dafür in beträchtlichem Umfang Geld in die Hand und finanziert ein Infrastrukturprogramm für die Zukunft. Das ist heute so, war aber damals auch nicht anders. Am 5. Mai 1950 beschloss der Bundestag einstimmig den Antrag zur „Erschließung der Ödländereien des Emslandes“. Gespeist vor allem aus Bundes- und Landesmitteln erhielt das Vorhaben 2,1 Milliarden DM.

Der „Emslandplan“ hat die gesamte Region zu dem gemacht, was sie ist – eine Boom-Region mit Macher-Mentalität. 75 Jahre nach Beginn des Emslandplans und 35 Jahre nach dessen Ende hat die Emsländische Landschaft e. V. für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim ein Jubiläumsjahr initiiert, indem es nicht nur darum gehen soll, zurückzublicken und die Errungenschaften zu feiern. Das Jubiläumsjahr wird den „Emslandplan“ ins Bewusstsein rücken. Die damaligen Maßnahmen sollen aus heutiger Sicht angeschaut, neu bewertet und neue Erkenntnisse erarbeitet werden. Dies wird gemeinsam mit vielen Akteuren im Emsland, der Grafschaft Bentheim und darüber hinaus in Angriff genommen. In diesem Sinne ist das Jubiläumsjahr ein großes gemeinsames Forschungsprojekt (Citizen-Science-Ansatz) unter Beteiligung von Vielen unter dem Dach der Emsländischen Landschaft e.V. Große Themen brauchen viele Köpfe, die denken, sammeln und sortieren. Hier schaffen Bürger im Dialog mit Wissenschaftlern Großes – die „Citizen Scientists“ arbeiten damit an einem für die Region wichtigen Forschungsthema mit. Die Auftaktveranstaltung zu diesem Jubiläum wird am 5. Mai im Emslandmoormuseum in Groß Hesepe stattfinden.

Was ist das Emsland?

„Emsland“, das war damals nicht gleichzusetzen mit dem heutigen Landkreis Emsland, denn dieser wurde erst 1977 gegründet. Der „Wirtschaftsraum Emsland“ erstreckte sich über das Gebiet der damaligen Landkreise Aschendorf-Hümmling, Grafschaft Bentheim, Lingen und Meppen. Darüber hinaus wirkte der Emslandplan aber auch teilweise in den Landkreisen Bersenbrück, Cloppenburg, Leer und Vechta und sogar im Ammerland bis fast nach Oldenburg. Der Emslandplan war pragmatisch gedacht und sollte nicht starr an politischen oder Verwaltungsgrenzen enden.

Das Armenhaus

Die Region zeichnete sich durch weitreichende Moorgebiete aus, war wirtschaftlich nicht stark entwickelt und die Landwirtschaft nicht sehr ertragreich. Zwar hatte es im 19. und im 20. Jahrhundert erste Bemühungen zur Moorkultivierung gegeben, doch weit gekommen war man nicht. Auch der Einsatz von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen (Moorsoldaten) änderte daran nichts. Dennoch hegten die Niederlande nach dem 2. Weltkrieg Begehrlichkeiten. Gerne wollte man sich Gebiete des ehemaligen deutschen Reiches entlang der Grenze als Wiedergutmachung für Kriegsschäden einverleiben. Eine Rolle für die niederländischen Ideen könnten auch die 1942 bei Dalum entdeckten Ölvorkommen gespielt haben. Auf deutscher Seite kamen die Zwänge der Nachkriegszeit: Es gab nicht genug zu essen, Wohnraum war knapp, es mussten Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht werden. Doch die Not mag eine intensivere Triebfeder gewesen sein.

Drei Phasen

Nachdem der Plan auf den Weg gebracht worden war, wurde im März 1951 die Emsland GmbH als projektbetreuende Gesellschaft gegründet. In drei Phasen, unter den jeweiligen Geschäftsführern Johann Dietrich Lauenstein, Georg Sperl und Gerhard Hugenberg, wurde der Plan vorangetrieben. In Phase I wurde besonders die Landwirtschaft gefördert, neue Höfe und damit Arbeitsplätze geschaffen sowie Ödland in Ackerland verwandelt. Mit den riesigen Ottomeyer-Pflügen wurden Ödlandflächen und trockengelegte Moore bis zu einer Tiefe von 2,30 Metern „umgebrochen“. Die Modernisierung der Landwirtschaft und die stärkere Ansiedlung von Industrie und Gewerbe standen in Phase II im Fokus. In Phase III konzentrierte man sich auf den Ausbau von Industrie und Gewerbe, sowie eine Offenheit für neue Technologien.

Nachher ist man immer schlauer

Aus heutiger Sicht lässt sich leicht sagen, dass die Trockenlegung der Moore und damit die leichtfertige Preisgabe eines riesigen CO2-Speichers nicht nachhaltig gewesen sei. Dass die Landwirtschaft bei Flächenerträgen und auch in der Tierhaltung derart enorme Fortschritte machen würde, damit konnte man jedoch Anfang der 1950er-Jahre nicht zwingend rechnen. Doch auch schon früh regte sich Kritik an den Maßnahmen des Emslandplans. Der Umgang mit der Natur und insbesondere die Abtorfung der Moore lösten Kritik bei Natur- und Umweltschützern aus. Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren gab es mahnende Stimmen. Die Umgestaltung der Dörfer und der mitunter rabiate Umgang mit historischem Baubestand führten schon damals zu Nachfragen. Es bestand jedoch trotz aller Kritik stets der Konsens, dass der Emslandplan gebraucht werde, um die Region auf Vordermann zu bringen. Wer sich also heute auf die Spuren des Emslandplans begibt, kann an nahezu jeder Ecke Auswirkungen finden. Dabei sind längst noch nicht alle Geschichten über den Emslandplan erzählt worden.

Der aus Mitteln des Landes Niedersachsen geförderten Emsländischen Landschaft e. V. ist es gelungen, rund 100 Veranstaltungen zusammenzustellen, die von Museen, Kultureinrichtungen, Heimatvereinen, Verbänden und vielen anderen Gruppen und Einzelpersonen durchgeführt und erlebbar gemacht werden. Erst durch die Förderung der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, der Emsländischen und der Grafschafter Sparkassenstiftung, der Stiftung Niedersachsen und der VGH kann dieses Vorhaben in dieser Form und Umfang umgesetzt werden. Im Rahmen des Jubiläumsjahres werden viele Geschichten zu Gehör gebracht. Auch kritischen Stimmen soll dabei ein Forum gegeben werden. Die Ausstellungen im Zusammenwirken mit Buch, Vorträgen und weiteren Formaten schaffen ein innovatives Forschungsvorhaben. Dieses wird neue Erkenntnisse zutage bringen, die in den vergangenen Jubiläen in dieser Form bislang noch keine Stimme erhalten haben. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Juni 2026 dann bei einer Abschlussveranstaltung öffentlich präsentiert werden.

„Das Emsland ist kein Armenhaus mehr“

1989 endete der Emslandplan offiziell. Bis 1991 wurde die Emsland GmbH aufgelöst. Bereits 1973 hatte sich die Bundesrepublik Deutschland als Gesellschafterin aus der Emsland GmbH herausgelöst. Gerhard Hugenberg, letzter Geschäftsführer der Emsland GmbH, zog 1991 bei der Auflösung die Bilanz: „Das Emsland ist kein Armenhaus mehr“. Allerdings war dies nicht das Ende der Emslanderschließung. Der Emslandplan hat eine Mentalität geschaffen, die die Region bis heute prägt. So sind der Betrieb der Testanlage des Transrapids, der „Lückenschluss A 31“ oder die Umnutzung des NINO-Geländes in Nordhorn Beispiele dafür. Die Folgen des Emslandplans sind für die Region gewaltig. Die Landkreise haben die Chance des Wirtschaftsprogramms genutzt. Die beiden Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim werden heute zu den „Boom-Regionen“ Deutschlands gezählt.

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