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V.l.: Dezernatsleiter Gert Lödden, Tobias Ising (St. Vincenz Haus), Landrat Uwe Fietzek, Vanessa Löcken (Pflegeambulanz Löcken), Landtagsabgeordneter Nicolas Breer (Bündnis 90/Die Grünen), Bernd Mentgen und Silvia Pünt-Kohoff (beide Kreistagsmitglied SPD-Fraktion), Landtagsabgeordnete Andrea Prell (SPD), nicht im Bild: Dirk Wortelen (Ev. Krankenhausverein).
V.l.: Dezernatsleiter Gert Lödden, Tobias Ising (St. Vincenz Haus), Landrat Uwe Fietzek, Vanessa Löcken (Pflegeambulanz Löcken), Landtagsabgeordneter Nicolas Breer (Bündnis 90/Die Grünen), Bernd Mentgen und Silvia Pünt-Kohoff (beide Kreistagsmitglied SPD-Fraktion), Landtagsabgeordnete Andrea Prell (SPD), nicht im Bild: Dirk Wortelen (Ev. Krankenhausverein).

23. Oktober 2024

Pflege in der Grafschaft: Austausch mit Landtagsabgeordneten und festen Entschlüssen

Als im Februar 2024 die erste Grafschafter Pflegekonferenz stattfand, konnten Bedarfe und Herausforderungen der Pflege im Kreisgebiet diskutiert und in einem gemeinsamen Positionspapier festgehalten werden. Das Papier ging anschließend politischen Vertretungen im Landtag zu. Als Reaktion besuchten nun die Landtagsabgeordneten Andrea Prell (SPD) und Nicolas Breer (Bündnis 90/Die Grünen) die Grafschaft und verschafften sich hier einen Eindruck vom Status Quo.

„Mit Blick auf die gesellschaftliche Überalterung und den Mangel an Pflegekräften stellt uns das Thema Pflege vor eine große Herausforderung. Sie ist nicht allein auf kommunaler Ebene zu lösen“, leitete Landrat Uwe Fietzek das Zusammentreffen im Kreishaus ein und verwies auf die Kernthemen des Positionspapiers: Finanzierung und Bürokratieabbau. So zeichnete sich im Rahmen der Pflegekonferenz ab, dass es vielerorts an finanzieller Unterstützung mangelt. Insbesondere in den Bereichen der Tagespflege und der ambulanten Pflege reichten die Leistungen der Kostenträger nicht aus, sodass Tagespflegeeinrichtungen und ambulante Dienste in der Vergangenheit bereits schließen mussten. „Wenn sich die Refinanzierung nicht kurzfristig verbessert, werden weitere Schließungen folgen“, befürchtet Kreistagsmitglied Bernd Mentgen (SPD). Bürokratische Anforderungen wie Dokumentation kommen erschwerend hinzu. „Was wollen wir wie verändern?“, sei die nun die zentrale Frage.

Neben Landrat Uwe Fietzek und den Landtagsabgeordneten nahmen am Austausch Vertreter*innen aus der lokalen Politik, dem Pflege- und Gesundheitswesen sowie weitere Mitarbeitende der Kreisverwaltung teil. Mit dem Projekt Regionales Pflegekompetenzzentrum (ReKo) präsentierten Christine Deters und Paula Nordemann vom Pflegestützpunkt des Landkreises ein Positiv-Beispiel der letzten Jahre. Im Oktober 2019 als Modellprojekt eingeführt, wurden in jeder Kommune des Landkreises zertifizierte Case Manager*innen eingesetzt, die Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen als Ansprechperson zur Seite stehen. Auf diesem Weg können rund 700 Klient*innen jährlich begleitet werden. In vielen Fällen sei es möglich, ihrem Wunsch nach einer Pflege in der eigenen Häuslichkeit zu entsprechen. „Vonseiten der Betroffenen spüren wir eine große Dankbarkeit, jetzt eine neutrale Anlaufstelle zu haben – eine vertraute Person, die sich vor Ort um ihre Bedarfe kümmert und für Fragen zur Verfügung steht“, schilderte Case Managerin Christine Deters. Zweifelsfrei sei das ReKo-Projekt eine Chance, trotz Pflegebedürftigkeit im gewohnten Umfeld verbleiben und Pflegekräfte entlasten zu können.

Das gemeinsam mit dem Landkreis Emsland pilotierte Projekt konnte nach Ende der Laufzeit durch eine Brückenfinanzierung von Landkreis und kreisangehörigen Kommunen fortgeführt werden. Doch auch diese Finanzierung läuft in 2026 aus. Möglich sind nun drei verschiedene Optionen einer Anschlussfinanzierung, um das aktuelle Personal zu halten. „Das Case Management zeigt sinnvoll Möglichkeiten der häuslichen Pflege auf und wirkt den aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich entgegen“, lobte Landtagsabgeordnete Andrea Prell. Zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Nicolas Breer stellte sie in Aussicht, den Weg der Anschlussfinanzierung unterstützen zu wollen.

Zum zweiten Ankerpunkt des Positionspapiers, dem Abbau von Bürokratie in der Pflege, verlagerte sich der Austausch an diesem Tag in die Pflegeambulanz Löcken am Stadtring. Hier gab Geschäftsführerin Vanessa Löcken Einblicke in die täglichen Herausforderungen ihres Teams, darunter anhaltende technische Probleme bei dem Abruf des E-Rezeptes und doppelte bis dreifache Dokumentationspflichten bei der Erfassung von Patientenbesuchen. „Rein technisch können wir die Dokumentation schon digital durchführen. Entsprechende Geräte wie Smartphones und Tablets sind vorhanden. Ein papierloses Arbeiten ist aber nicht möglich, weil die Kassen Leistungsnachweise in Papierform fordern“, kritisiert Löcken. Weitere Probleme schilderten Dirk Wortelen, Leiter des evangelischen Krankenhausvereins, und Tobias Ising, Leiter des St. Vincenz Haus in Neuenhaus: „Evaluation und Kontrolle bündeln zu viele Ressourcen, die Komplexität nimmt zu.“ So würden Mitarbeitende des St. Vincenz Hauses regelmäßig Klient*innen in der Grafschaft aufsuchen müssen, um ihre Krankenkassenkarten einzulesen. Hilfsmittel-Verordnungen für Inkontinenz-Patient*innen müssten quartalsweise neu beantragt werden, obwohl kaum Aussicht auf Heilung besteht. Rechnungen seien so komplex geworden, dass Laien die einzelnen Positionen nur noch schwer nachvollziehen können. „Es ist ein Strauß von Problemen. Das System implodiert. Wie wollen wir das System der pflegerischen Versorgung in 20 Jahren stemmen?“, so der Tenor.

Prozesse wie diese seien das Ergebnis jahrelanger Bürokratisierung. „Was sich über Jahre aufgebaut hat, lässt sich nicht in einem Jahr abbauen“, bedauerte Prell. Ernsthafte Schritte seien jetzt aber in die Wege zu leiten. Einig sind sich die Gesprächspartner*innen, nun ein Modellprojekt zur Entbürokratisierung der Pflege in der Grafschaft Bentheim zu initiieren. Dieses soll dem von Ministerpräsident Stephan Weil erklärten Tenor „Schneller, einfacher und günstiger“ folgen und wissenschaftlich begleitet werden. „Wir hoffen, Prozessabläufe verschlanken zu können, damit wieder mehr Raum für Wesentliches bleibt, nämlich die Pflege der Betroffenen und die Entlastung der pflegenden Angehörigen“, erklärt Gert Lödden, Leiter des Dezernats für Gesundheit und Soziales beim Landkreis. Silvia Pünt-Kohoff und Bernd Mentgen, beide Kreistagsmitglieder, pflichten dem bei: „Schon jetzt sind 10.000 Menschen in der Grafschaft auf Pflege angewiesen. Mit dem demographischen Wandel werden es tendenziell mehr. Bürokratische Hürden und schließende Pflegeheime können nicht die Antwort sein.“

Das Positionspapier „Zukunftsorientierte Pflegepolitik“:

Grafschafter Pflegeakteure und Landkreismitarbeitende haben das Positionspapier zum Thema Pflege Mitte 2024 erarbeitet. 

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