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Wir stellen hier bekannte Frauen und Männer vor, die mindestens einen Teil ihres Lebens in der Grafschaft Bentheim verbracht haben oder verbringen.
Johann Arnold Heinrich Brill wurde am 14. Januar 1881 in Lemke geboren.
Brill war ein früher Freund des in Neuenhaus geborenen Oberst Wilhelm Staehle, einem Widersacher des Nationalsozialismus. Staehle gehörte zum Goerdeler-Kreis.
Brill, der Stresemann-Anhänger war, sammelte bereits 1933 eine Gruppe Gleichgesinnter in Bentheim um sich. Die Gruppe nahm erst Kontakte zu anderen in Osnabrück und Bremen auf. 1937 dann auch zur Gruppe um Oberst Staehle.
Brill und seinen Freunden gelang es, eine Anzahl Niederländer aus deutschen Konzentrationslagern zu befreien und so Verbindung mit der holländischen Widerstandsbewegung zu knüpfen.
Johann Brill übernahm dabei wichtige Kurierdienste. 1943 übermittelte er die Briefe zwischen Staehle und der niederländischen Exilregierung, die in London residierte.
Brill verstarb am 20. Mai 1967 in Neuenhaus.
Otto Pankok wurde am 6. Juni 1893 in Mülheim an der Ruhr geboren. Er starb am 10. Oktober 1966 in Wesel.
Pankok war Maler, Zeichner und Holzschneider. Seine Kunstwerke lassen sich insgesamt nur schwerlich einer bestimmten Richtung zuordnen. Bekannt sind vor allem seine monochromen Kohlegemälde.
Neben Tier- und Landschaftsmotiven finden sich überwiegend ausdrucksstarke Bilder von leidenden Menschen vom Rande der Gesellschaft. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Spanien, Fankreich und die Niederlande. Auch dort malte er nicht nur wilde Landschaften, sondern auch verarmte und ausgestoßene Menschen. Bis zu seinem Tod aber faszinierten ihn die Sinti und Roma besonders.
Die Nationalsozialisten erteilten ihm nach 1933 Berufsverbot. In der 1937 eröffneten Ausstellung über so genannte Entartete Kunst waren auch Werke von Pankok zu sehen. Pankok malte dennoch einige Bilder, die durchweg eine dunkle, beinahe apokalyptische Ausstrahlung hatten. Modelle waren häufig befreundete Sinti und Roma. Die Behörden zogen die Werke ein und vernichteten sie.
1936 verbrachte Pankok einen Sommer in Gildehaus bei Bad Bentheim. Es ist nicht bekannt, was ihn damals in dieses Dorf in der Grafschaft führte. Hier schuf er über 100 seiner typischen Kohlegemälde. Motive waren die Kirche, die beiden Windmühlen oder das heutige Naturschutzgebiet Gildehauser Venn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende des Nationalsozialismus erhielt Otto Pankok eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1958 inne hatte.
Viele seiner Werke sind heute im Kunstmuseum in Mülheim, im Otto Pankok Museum im Haus Esselt in Hünxe oder im Otto-Pankok-Museum in Bad Bentheim-Gildehaus zu sehen.
Carl van der Linde, 1861-1930 (Veldhausen): Grafschafter Heimatdichter, Satiriker, scharfer Beobachter seiner Zeitgenossen, weit gereister Buchdrucker, Mitbürger jüdischen Glaubens.
Carl van der Linde wurde am 4. April 1861 in Veldhausen geboren. Nach dem Schulabschluss machte er von 1874 bis 1878 eine Buchdruckerlehre/Schriftsetzerlehre. Von August 1878 bis 1884 wanderte und arbeitete er in Ostfriesland, Ostpreußen, Süddeutschland, Italien, Ungarn, Österreich, der Schweiz und in Frankreich. 1884 trat er eine feste Anstellung beim Hamburger Fremdenblatt an.
Neben seinem Beruf veröffentlichte er satirische Gedichte in verschiedenen Zeitschriften.
1911 kehrte er nach einer schweren Krankheit in seine Heimatstadt Veldhausen zurück. Er widmete sich dem Verfassen von Gedichten und Geschichten in plattdeutscher Sprache. In ihnen beschreibt er die Charaktere der Grafschafter, deckt menschliche Schwächen auf und hält ihnen auf unterhaltsame und humorige Weise einen Spiegel vor. Auf diese Weise wollte er die Menschen zum Nachdenken anregen und sie zum Guten bekehren.
Durch seine Veröffentlichungen wertete Carl van der Linde das Grafschafter Platt als Schriftsprache auf. Sein erstes Buch "Grappen und Grillen" erschien 1930 kurz nach seinem Tod.
Carl van der Linde starb an einem Herzinfarkt am 13. Januar 1930 in Neuenhaus und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Neuenhaus beigesetzt.
Auf van der Lindes politische Gedichte macht Helmut Lensing in dem Aufsatz "Carl van der Linde – der vergessene politische Dichter" aufmerksam (Bentheimer Jahrbuch, 1994, S. 185ff).
So moij is dat Groafschupper Land
Ick lagg in de Häide, dat Weer moj en sacht,
der Lewerteies süngen, den Sünne heff lacht,
de Imen se summden,
de Horpen se brummden
dor achter de Dannenkampswand -
wat moj is dat Groafschupper Land!
Dann stünn ick upt Venne - wat wiet kunn men sehn!
Gin Hüse, gin Böäme, gin Büsche, gin Steen,en doch alls so prachtig,de Wietde soa machtig,van Wolken ne Krone gespannt - O, moj ist dat Groafschupper Land!
By Frenswegens Kloster. De Wind puusde kaultdör Müren en Pöste, Joahrhunnerte ault.Wo völl hebbt hier lewet,wo völle hier strewet,nich wiet van de Vechtwaterkant!O, ault is dat Groafschupper Land!
Ich lagg an de Vechte, de Himmel was blau,upt Gröss an de Kanten moj glitzerd de Dau.De Golwen so glömmden,de Fissies se swömmden.De Vechte al sülwernet Bandtröck sick dör dat Groafschupper Land.
Dört Benthemsche Hault froh am Morgen ick günk,de Drossel, de Fink en de Nachtigall sünk. - Gifft buten en binnenwall Mojres te finnen?Nöömt uo men an Pracht allerhand - nix tegen dat Groafschupper Land!
Erich Maria Remarque (ursprünglich Erich Paul Remark) kam am 22. Juni 1898 in Osnabrück zur Welt.
Er gilt heute als einer der bedeutendsten, deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein wohl bekanntestes Werk "Im Westen nichts Neues" ist in 50 Sprachen übersetzt und die weltweite Auflage liegt bei 15 bis 20 Millionen Exemplaren.
Im Alter von 21 Jahren tritt Remarque eine Vertretungsstelle als Lehrer in Lohne (damals Kreis Lingen) in der katholischen Volksschule an. Zur der Zeit hat die Schule mit ihren zwei Klassenzimmern 239 Schüler und neben Remarque noch zwei weitere Lehrer: den 60-jährigen Heinrich Wöste, der zugleich noch Schweine züchtet und verkauft, und Henrika Wilmer, 28 Jahre, ledig.
Er lebt hier zusammen mit seinem Hund Lux bei einem älteren Ehepaar, den Schomakers. Sonntags besucht er regelmäßig die Kirche und trifft sich mit der Familie Wöste, die er mit Klaviermusik erfreut. Als der Lehrer, den er vertreten hatte, zum 1. April 1920 seinen Dienst erneut aufnehmen kann, ist der Aufenthalt für Remarque in Lohne beendet.
In "Der Weg zurück", dem Nachfolgeroman zu "m Westen nichts Neues", sind einige Parallelen zwischen den Lohner Erfahrungen Remarques und den Geschehnissen um die Figur des Ernst Birkholz zu erkennen. Beide Werke werden als Beginn der modernen Antikriegsliteratur gesehen und standen im Gegensatz zur konservativen und rechtfertigenden Kriegsliteratur in der Weimarer Republik.
Remarque lebte später in den USA und zuletzt in Porto Ronco, Schweiz. Am 25. September 1970 starb er in Locano. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Ronco sopra Ascona.
Emma Bodenkamp wurde im Jahr 1903 als Emma Döpke in Engelbostel nahe Hannover geboren. Dort wuchs sie mit zwei Schwestern auf. Ihre Eltern betrieben einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. Ab 1910 besuchte sie die Schule in Engelbostel. Nach ihrem Schulabschluss mit exzellentem Zeugnis im Jahr 1918 wechselte sie zur Handelsschule in Hannover und danach zur landwirtschaftlichen Schule in Lüneburg. Abschließend machte sie ab 1922 eine Hauswirtschaftausbildung auf einer Domäne, bevor sie im Jahr 1930 Gerhard Bodenkamp, der aus Samern kam, in Engelbostel heiratete. Gemeinsam betrieben sie daraufhin seinen elterlichen Hof in Samern und bekommen dort zwei Töchter und einen Sohn.
Auf Vorschlag des damaligen Oberbürgermeisters Samerns, Lohmann, wurde Emma Bodenkamp 1934 zur Ortsbäuerin ernannt. 1935 wurde sie dann Kreisbäuerin im Reichsnährstand. Von da an war sie an der Gründung von zehn Frauenvereinen im Landkreis Grafschaft Bentheim beteiligt und begann mit der Landfrauenarbeit, die allerdings im Verlauf des Krieges wieder eingestellt wurde. Im Juni 1949 wurde mit ihr der erste Landfrauenverein in Samern in der Küche des Hofes Brinkmann gegründet, von dem sie von Beginn an Erste Vorsitzende war.
Einige Jahre zuvor, im Jahr 1944, hatte sie die Ausbilderinnentätigkeit auf ihrem Hof begonnen. 1953 erhielt Emma Bodenkamp dann die offizielle Anerkennung als Lehrfrau für die praktische Ausbildung in der ländlichen Hauswirtschaft. Bis 1960 wurden etwa 20 junge Frauen ausgebildet.
Während dieser Jahre nahm die Arbeit der Landfrauenvereine auf Kreisebene Fahrt auf und Emma Bodenkamp wurde 1954 schließlich Erste Vorsitzende des Kreislandfrauenvereins.
Die Landfrauenvereine zählten nach dem Zweiten Weltkrieg zu den ersten staatlich unabhängigen Vereinen für Frauen. Ein zentrales Anliegen war die fundierte Ausbildung der bäuerlichen Jugend, etwa der Hauswirtschaft in der Landwirtschaftsschule. Eine große Aufgabe, denn bis Mitte der 1960er Jahre besuchte nur maximal ein Drittel der Jugendlichen eine weiterführende Schule. Durch ihre Funktion bei den Landfrauen hatte Emma Bodenkamp somit großen Einfluss auf die Etablierung der landwirtschaftlichen Schule in Bad Bentheim und auf die Emanzipation der Grafschafter Bäuerinnen.
Als Kreisvorsitzende der Landfrauen war Emma Bodenkamp im Vorstand der Kuratorien für Wirtschaftsberatung, für Dorfhelferinnen und für Erwachsenenbildung auf dem Land sowie der Landwirtschaftsschule tätig. In Politik und Verwaltung war sie gut vernetzt und unternahm mit dem Verband unter anderem Reisen zum Treffen mit der Präsidentin des Weltfrauenverbandes sowie zum Nato-Hauptquartier in Paris. Zu Jahresversammlungen gelang es ihr, hochkarätige Redner wie Prof. Dr. Schomburg (Präsident des Kinderschutzbundes), Ursula Bendix (Bundestagsabgeordnete) und Freiherr von Heeremann (Präsident des Deutschen Bauernverbandes) in die Grafschaft einzuladen.
Im Jahr 1974 wurde sie als Kreisvorsitzende der Landfrauen verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenmitglied ernannt. Emma Bodenkamp verstarb im Jahr 1985 in Samern.
Emma Bodenkamp wird als tatkräftig, zielstrebig und selbstbewusst beschrieben. Von ihrem bäuerlichen Selbstverständnis und Selbstbewusstsein ist überliefert: „Wenn ich noch einmal jung wäre, möchte ich wieder Bäuerin werden.“ Ihre Lebenseinstellung macht ein Zitat aus dem Jahre 1968 deutlich: „Mein Bestreben ist, die Arbeit in den Landfrauenvereinen zu fördern, und etwas im öffentlichen Leben zu tun, wo es nötig ist. Ich möchte das Problem mit lösen, dass die Menschen in Stadt und Land sich besser verstehen.“
Erika Lichte wurde im Jahr 1900 als Tochter des fürstlichen Revierförsters Georg Carl Lichte in Frenswegen (Nordhorn), im Kloster Frenswegen, geboren und wuchs dort gemeinsam mit ihrer Familie auf.
Bereits in jungen Jahren zeigte sich ihr musisches Talent in selbst verfassten Gedichten, Erzählungen und im Lautenspiel. Mit der schriftstellerisch Tätigen Lucie Rakers verband sie seit frühester Kindheit eine Freundschaft. Später legte sie am Lyceum in Osnabrück ihr Abitur ab. Nach dem Tod ihres Bruders im Ersten Weltkrieg und dem Tod ihrer Mutter nur wenige Jahre später kümmerte sie sich neben dem Schulbesuch um den elterlichen Haushalt und den erkrankten Vater. In diese Zeit fällt ihre produktivste Schaffensphase und ihr enger Kontakt zur Wandervogelbewegung, von der sie später Leiterin für den Kreis Bentheim wurde.
Nach der Veröffentlichung ihres ersten und einzigen Gedichtbandes „Melodien des Lebens“ im Jahr 1922 lernte sie 1923 ihren zukünftigen Mann, den damaligen Theologiestudenten Johannes Friedrich Niemann, kennen und heiratete ihn im Jahr 1926. Kurz vor der Heirat verließ sie die Grafschaft, um in Wien Musik- und Kunstgeschichte zu studieren.
Von 1927 an bis 1936 wohnte sie zusammen mit ihrem Ehemann im Pfarrhaus in Husum (Kreis Nienburg). Ab 1936 übernahm Pastor Niemann eine Stelle in der Kirche von Altenkrempe bei Neustadt in Schleswig-Holstein, wo sie dann gemeinsam hinzogen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Pastor Niemann 1942 in der Sowjetunion am Bein verletzt, das in der Folge amputiert werden musste. Ab 1943 wieder im Amt in Altenkrempe tätig, kümmerte er sich zusammen mit seiner Frau in dieser Zeit und nach Kriegsende um die vielen Flüchtlinge in seiner Gemeinde.
In den 40er Jahren erfolgten mehrere Kuraufenthalte. Trotz angegriffener Gesundheit griff Erika Lichte immer wieder zur Feder, auch wenn sie nicht mehr so produktiv war wie in ihrer Jugend. Auch verlagerte sich ihr Schwerpunkt auf Gedichte mit religiösem Inhalt und zur Stadt Wien.
Da sie der zwangsweisen Mitgliedschaft im NS-Kulturbund während des Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstand, verzichtete sie in dieser Zeit auf eine Veröffentlichung ihrer Gedichte. Kurz nach Kriegsende sah sie jedoch die Zeit gekommen, einen neuen Gedichtband zu veröffentlichen und beauftrage für die Illustration des geplanten Buches den schweizerischen Maler Rene Berlincourt. Zu diesem Zwecke schickte sie dem Maler die Gedichte „Gruß“, „Marienweg“, „Abendgang“ und „Kreuzlegende“, allerdings konnte sie den Band nicht mehr vollenden.
Erika Lichte starb am 19. Oktober 1947 im Krankenhaus von Neustadt/Holstein nach schwerer Krankheit. Sie wurde am 23. Oktober im Familiengrab neben ihren Eltern in Groß-Wittfeizen bei Lüchow beigesetzt.
Eine späte, aber dafür umfangreiche Würdigung ihres Schaffens erfuhr Erika Lichte durch die Biografie und Werksammlung „Erika Lichte - Eine bemerkenswerte Frau und Dichterin. Ihr Leben und ihr Werk“ von Gerolf Küpers. Sie erschien 2001 als Band 1 der Reihe „Dichter und Schriftsteller der Grafschaft Bentheim“ im Verlag des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim.
In diesem Band wurden erstmals die bislang unveröffentlichten Gedichte des 1947 geplanten Sammelbandes veröffentlicht und eine Biografie erstellt, teils auf Grundlage der in diesem Bestand enthaltenen Schriften.
Prinzessin Victoria zu Bentheim und Steinfurt wurde 1887 geboren und war eines von insgesamt acht Kindern von Fürst Alexis II. und Pauline von Waldeck-Pyrmont. Sie wuchs in der Burg Bentheim und später in Steinfurt auf.
Mit ihrer Schwester wurde sie, wie damals in Adelskreisen üblich, von Privatlehrern unterrichtet. Ihren Wunsch, Abitur zu machen, hat sie sich im Jahr 1912 erfüllen können. Ihre Eltern wollten dies allerdings nicht. Die gymnasiale oder gar akademische Bildung von Mädchen war bis vor rund 125 Jahren ein gesellschaftliches Tabuthema. Auf Drängen ihrer Tante Emma (Königin der Niederlande) durften die beiden Schwestern schließlich das Gymnasium Hammonense in Hamm besuchen.
Wieder war es die Tante, die bei der Verwandtschaft am preußischen Hof in Berlin vorsprach und darum bat, dass Victoria zu Bentheim ein Architekturstudium starten durfte. Mit einer kaiserlichen Sondergenehmigung durfte sie sich schließlich als eine der ersten Frauen im Jahr 1913 an der Königlich-Technischen Hochschule Berlin einschreiben.
Als nach dem Ende der Kaiserzeit und den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen auch die adelige Welt zusammenbrach, suchte Victoria zu Bentheim in der immer noch heilen Welt von Burgsteinfurt nach beruflichen Aufgaben. Zunächst entwarf sie für die Schlossmühle, die als unscheinbarer Zweckbau mit Verfallserscheinungen mehr zum Schandfleck gegenüber dem Schloss geworden war, neue Pläne. Ein zweites Geschoss mit ortsüblichem Fachwerk wurde aufgesetzt. Seit 100 Jahren präsentiert sich das markante Gebäude heute noch in der gleichen Gestalt.
Nach dem Ersten Weltkrieg plante die Evangelische Kirchengemeinde eine Gedenkstätte an der Großen Kirche. Pläne von namhaften Architekten fanden keinen Zuspruch. Eine Skizze Victoria zu Bentheims rief große Begeisterung hervor. 1922 wurde die Gedenkstätte eingeweiht.
Ein weiteres Ehrenmal für Überkonfessionelle wollte sie aus Glaubensgründen nicht entwerfen. Als aber die Entwürfe von auswärtigen Architekten durchfielen, bat man sie erneut um einen Entwurf. Schließlich gab sie nach und das Ehrenmal wurde erbaut.
Beide Denkmale tragen bis heute die Initialen VB (Victoria Bentheim) im Sockel eingemeißelt.
1935 zog Victoria nach Mittenwald in Oberbayern, wo sie fernab der Familie als Privatarchitektin arbeitete. Dort setzte sie sich auch für die Opfer der Nazi-Herrschaft ein. In ihrem Haus beherbergte sie unter Lebensgefahr eine Jüdin mit ihrer Tochter. Im April 1944 zog sie nach Gaildorf um, wo sie weiterhin der aus dem KZ flüchtigen Frieda Mühlhausen half.
1961 starb Victoria zu Bentheim, die nie verheiratet war, im Alter von 74 Jahren in Garmisch-Patenkirchen.
"In der Grafschaft ist vieles möglich. Immer wieder treten Grafschafterinnen und Grafschafter öffentlich in Erscheinung, weil sie sich in besonderem Maße für andere einsetzen. Nicht selten strahlt ihr Wirken über die Kreisgrenzen hinaus. Sie sind wahre Botschafter der Grafschaft, deren Einsatz Anerkennung verdient."
- Landrat Uwe Fietzek -