Rundreise zu Linksemsischen Kanälen am Tag des offenen Denkmals
Bei der Rundreise, die die Denkmalschutzbehörden des Landkreises Grafschaft Bentheim sowie der Stadt Nordhorn am „Tag des offenen Denkmals“ veranstaltet hatten, gab es in diesem Jahr zwei Premieren: Zum ersten Mal wurde die Reise mit dem Bus und mit Booten zurückgelegt, und ebenso zum ersten Mal führte die Tour in die benachbarten Niederlande. Denn bei der Rundreise am 13. September wurden einige technische Denkmale an den Linksemsischen Kanälen in Dinkelland, Nordhorn und Lingen besucht.

Die 1824/28 entstandene Schleuse am erhalten gebliebenen Abschnitt des ehemaligen Ems-Hase-Kanals in Hanekenfähr
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte den „Tag des offenen Denkmals“ in diesem Jahr unter das Motto „Handwerk, Technik, Industrie“ gestellt. Damit standen technische Denkmale wie Produktionsstätten, zum Beispiel Windmühlen, Fabriken, Werkstätten, Zechen, aber auch Einrichtungen der technischen Infrastruktur wie Eisenbahnanlagen, Bahnhöfe, Brücken, Kanalisationen, Wassertürme oder Wasserstraßen im Mittelpunkt des Interesses. Die Denkmalschützer des Landkreises Grafschaft Bentheim und der Stadt Nordhorn veranstalteten daher eine Bus- und Bootstour entlang der Linksemsischen Kanäle, die einst die Ems über die Grafschaft mit dem niederländischen Kanalnetz verbanden. Dieses Angebot fand großen Anklang, so dass die 47 Teilnehmerplätze für die Rundreise innerhalb eines halben Tages ausgebucht waren.

Die Reisegruppe beim Besteigen der Boote am Anleger des VVV-Nordhorn
Nachdem der Bus in Nordhorn gestartet war, wurde als erste Station der Rundreise das so-genannte „Schuivenhuisje“ angesteuert. Das „Schuivenhuisje“ war 1887 in Dinkelland zwi-schen Denekamp und Ootmarsum an der Unterführung der Dinkel unter den Nordhorn-Almelo-Kanal errichtet worden, um bei Trockenheit Wasser aus der Dinkel in den Nordhorn-Almelo-Kanal leiten zu können. Vor Ort erwartete Ben Kleissen vom VVV Ootmarsum-Dinkelland die Reisegruppe und zeigte ihr das 2005 aufwendig restaurierte „Reichsmonument“. Kleissen konnte auch erklären, weshalb neben dem „Schuivenhuisje“ eine weitere Unterführung der Dinkel und dem Nordhorn-Almelo-Kanal besteht. Denn die war 1904 notwendig worden, da der Wasserstau am „Schuivenhuisje“ den Nordhorn-Almelo-Kanal langsam versanden ließ.
Das zweite Ziel der Rundreise war in Nordhorn die Kornmühle, deren ältesten Bestandteile von Baumaßnahmen im Jahr 1719 stammen. Mit einem im expressionistischen Stil gestalteten Anbau war die Kornmühle 1931 erweitert, gleichzeitig das Mahlwerk modernisiert und vom Betrieb durch ein Wasserrad auf den einer Turbine umgestellt worden. Seit 1983 pachtet die Stadt Nordhorn die Kornmühle, in der 1984/86 das alte Mahlwerk und die Turbine re-noviert wurden. Diese technischen Anlagen hatte Jörg Westenberg von der Stadt Nordhorn den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Bus- und Bootstour erläutert. Außerdem erhielten sie in der Kornmühle von Dr. Christoph Uricher von der Stadt Nordhorn in einem Vortrag Informationen zur Geschichte der Linksemsischen Kanäle. Hierbei wurden die Reiseziele der Bus- und Bootstour in ihren historischen Zusammenhang gestellt. Außerdem konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Rundreise erfahren, dass Planung und Bau der Linksemsischen Kanäle – vergleichbar wie bei heutigen Großprojekten – nicht immer einfach waren.

Das 1887 erbaute „Schuivenhuisje“ am Nordhorn-Almelo-Kanal in Dinkelland
Nach dem Mittagessen ging es mit einigen Booten vom Anleger beim VVV Nordhorn an der Vechte durch den Verbindungskanal zum Rawe-Anleger im Ems-Vechte-Kanal. Der Verbindungskanal einschließlich der Verbindungsschleuse war 1887/90 als Verbindung zwischen dem Ems-Vechte-Kanal und der Vechte angelegt worden, so dass die Nordhorner Textilbetriebe einen Anschluss an das überregionale Kanalnetz besaßen. Während der Bootsfahrt konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bootstour den Schleusenbetrieb in der historischen Verbindungsschleuse erleben und dabei erfahren, dass es nicht einfach ist, mit mehreren Booten die Schleuse zu passieren.
Abschließend führte die Rundreise mit dem Bus nach Hanekenfähr, zur Verbindung der Linksemsischen Kanäle mit der Ems: An der Mündung des Ems-Vechte-Kanals in die Ems wurden weitere technische Kulturdenkmale an Wasserstraßen besichtigt. In einer gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt Lingen angebotenen öffentlichen Führung erklärte Hermann Poggemann vom Wasser- und Schifffahrtsamt Meppen die dortigen historischen und modernen Wasserbauwerke. In Hanekenfähr ist ein 560 m langer Überrest des ehemaligen Ems-Hase- oder auch Hanekenkanals erhalten, der zwischen 1824 und 1828 unter König Georg IV. als Seitenkanal zur Ems zwischen Hanekenfähr und Meppen angelegt worden war. Aus der Entstehungszeit des Kanals befindet sich dort eine Schleuse, die zwischen dem Kanal und der Ems eingefügt werden musste. Die ergänzt ein auf 1822 datiertes Wärterhaus, das seit 1998 vom Café „Alte Schleuse“ genutzt wird. Ferner war eine weitere historische Schleuse zu besichtigen, die man 1892/99 zwischen dem Hanekenkanal und dem damals entstandenen Dortmund-Ems-Kanal angelegt hatte. (Von Christoph Uricher)