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(von links) Valentin Drechsler (Landkreis Grafschaft Bentheim), Katharina Loose (BUS GmbH), Gitta Mäulen (Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim), Mareen Schubert und Dr. Elke Bertke (beide Landkreis Grafschaft Bentheim) sowie Branka Zivotic (BUS GmbH) als Fachexpert:innen bei der Informationsveranstaltung „Zuwanderung als Chance für den Arbeitsmarkt in der Grafschaft Bentheim“.
(von links) Valentin Drechsler (Landkreis Grafschaft Bentheim), Katharina Loose (BUS GmbH), Gitta Mäulen (Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim), Mareen Schubert und Dr. Elke Bertke (beide Landkreis Grafschaft Bentheim) sowie Branka Zivotic (BUS GmbH) als Fachexpert:innen bei der Informationsveranstaltung „Zuwanderung als Chance für den Arbeitsmarkt in der Grafschaft Bentheim“.

08. Juni 2023

Migration als Chance angesichts Fachkräftemangel: Grafschafter Unternehmer*innen wünschen sich pragmatische Lösungen

600.000 Fachkräftestellen konnten vergangenes Jahr in Deutschland nicht besetzt werden – und auch in der Grafschaft Bentheim verschärft sich die Situation immer mehr: Von derzeit rund 53.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind etwa 12.000 Personen zwischen 55 und 65 Jahren alt, deren Stellen mittelfristig nachzubesetzen sind. Auf diese Zahlen verwies jüngst Gitta Mäulen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung für die Grafschaft Bentheim, bei einer Veranstaltung im NINO-Hochbau. Thema der Zusammenkunft: „Zuwanderung als Chance für den Arbeitsmarkt in der Grafschaft Bentheim.“ Dabei wurde der Blick sowohl auf das Potential bereits hier lebender Migrant:innen gerichtet als auch auf die Frage, wie eine gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland gelingen kann.

Als Referent*innen konnte die Wirtschaftsvereinigung hierzu Fachleute aus den zuständigen Stellen des Landkreises Grafschaft Bentheim sowie von der BUS GmbH als Beratungsstelle für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse gewinnen. Im Publikum befanden sich zahlreiche Vertreter*innen regionaler Unternehmen, die großes Interesse an dem Thema zeigten – aber auch ihren Unmut angesichts bürokratischer Erschwernisse zum Ausdruck brachten.

Über Hürden und Chancen bei der Einstellung von Geflüchteten berichteten zunächst Valentin Drechsler, Leiter des Grafschafter Jobcenters, und Mareen Schubert, Bereichsleitung Arbeitsförderung. „Der Spracherwerb hat für uns
höchste Priorität“, betonten sie und zeichneten den „Musterverlauf“ einer gelungenen Integration nach: Nach einmonatiger „Ankommenszeit“ und anschließend etwa drei bis vier Monaten der Einstufung und der Wartezeit auf einen Integrationskurs, nehme der eigentliche Spracherwerb danach neun bis 15 Monate in Anspruch. Es folgen ein bis sechs Monate der beruflichen Qualifizierung, ehe dann die Integration in die Arbeitswelt vonstattengehen kann. Der Gesamtprozess kann also 13 bis 26 Monate dauern.

Aufhorchen ließ die anwesenden Unternehmer*innen, dass auch hinsichtlich der Dozent*innen der Integrationskurse ein Fachkräftemangel vorherrsche und dass Geflüchtete in der Vergangenheit zu Spitzenzeiten bis zu neun Monate warten mussten, bevor sie einen entsprechenden Kurs überhaupt antreten konnten: Wäre es da nicht möglich, von starren Strukturen abzuweichen? Und lernen die Migrant*innen die deutsche Sprache nicht sowieso besser bei der Arbeit im Betrieb mit den deutschen Kolleg*innen? Drechsler und Schubert zeigten Verständnis für diese Fragen, machten aber auch deutlich, dass auf lange Sicht an einem Integrationskurs praktisch kein Weg vorbeiführe – nicht zuletzt, weil für bestimmte Berufe ein gewisses Sprachniveau verpflichtend sei.

Wie aber steht es um die Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse? Darüber wussten Katharina Loose und Branka Zivotic von der BUS GmbH zu berichten. Die Beratungsstelle mit Sitz in Osnabrück bietet auch Sprechstunden in den Räumen des Jobcenters in Nordhorn an. Bei der Anerkennung geht es demnach um eine Gleichwertigkeitsprüfung der Abschlüsse auf Grundlage des 2012 verabschiedeten Anerkennungsgesetzes
des Bundes und der ab 2014 auf den Weg gebrachten Ländergesetze. Nach Sichtung der eingereichten Unterlagen entscheiden die zuständigen Behörden, ob der Berufsabschluss anerkannt, nicht anerkannt oder unter Auflage zusätzlicher Qualifizierungsmaßnahmen anerkannt wird. Katharina Loose erklärte, dass ihre Klient*innen keinesfalls per se arbeitslos seien, sondern teilweise schon seit vielen Jahren einer Tätigkeit nachgingen – jedoch trotz
höherer Qualifizierung oft als Helfer*innen eingesetzt würden.

Um die gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte zu erleichtern, gilt seit März 2020 das sogenannte Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Ein wesentlicher Bestandteil dessen ist das beschleunigte Fachkräfteverfahren, auf welches aus Sicht der Ausländerbehörde des Landkreises die zuständige Dezernentin Dr. Elke Bertke einging. „Mit dem beschleunigten Fachkräfteverfahren haben Arbeitgeber*innen die Möglichkeit, für die Einreise einer bestimmten Fachkraft aus dem Ausland eine sogenannte Vorabzustimmung der Ausländerbehörde zu einem Visum zu erhalten“, erklärte sie. „Unter Vorlage dieser Vorabzustimmung bei der deutschen Auslandsvertretung wird das Visumverfahren beschleunigt durchgeführt.“ Seit dem 1. Januar 2022 konnten mit Blick auf die Grafschaft 34 erfolgreiche Verfahren geführt werden, unter den Zugezogenen sind 14 Auszubildende in der Pflege. Noch in diesem Jahr soll eine Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in Kraft treten.

Den Unternehmer*innen war sehr an einer pragmatischen Lösung zur beruflichen Integration gelegen – vor allem bezüglich einer Vereinbarkeit von Arbeit und Spracherwerb. Sie plädierten unter anderem für eine sinnvollere Nutzung von Wartezeiten, für das Angebot von Sprachkursen direkt in den Betrieben oder für Teilzeitmodelle zur parallelen Ausführung von Arbeit und Spracherwerb. Die Wirtschaftsvereinigung und der Landkreis Grafschaft Bentheim betrachten die Veranstaltung als Auftakt zu weiteren Formaten zur Hebung von Fach- und Arbeitskräftepotentialen bei Migrantinnen und Migranten.

Stichwort: Ukrainer*innen in der Grafschaft

Im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind auch in der Grafschaft Bentheim zahlreiche Geflüchtete aufgenommen worden. Nach Angaben des Grafschafter Jobcenters werden derzeit 987 Ukrainer*innen betreut, darunter 679 Frauen und 308 Männer. Bislang konnten 99 Personen vermittelt werden (64 in 2022, 35 bislang in 2023), 333 besuchen aktuell Sprachkurse, weitere 300 warten noch auf einen Kurs. Die Mitarbeitenden des Jobcenters äußern überwiegend positive Eindrücke von den Ukrainer*innen: Sie seien in großem Maße zuverlässig, motiviert, organisiert, im guten Sinne fordernd und verfügten häufig über eine gute Vorbildung. Dass eine Beschäftigung in manchen Fällen auch ohne Deutschkenntnisse möglich ist, zeigten Beispiele wie diese: Eine ukrainische Zahnarzthelferin wurde bei einem russischsprachigen Zahnarzt eingestellt; ein Produktionsmitarbeiter konnte in einem Betrieb durchstarten, weil er in der Ukraine bereits mit identischen Maschinen gearbeitet hatte. Ein gewisser Knackpunkt ist die Bleibeperspektive – auch, weil ein beträchtlicher Anteil der Geflüchteten den Wunsch hat, über kurz oder lang in die Heimat zurückzukehren.

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